26. SONNTAG im Jahreskreis

Evangelium nach Markus (9,38-48)

 

„Wir wollen eine offene Pfarrgemeinde sein, die sich mit Jesus auf den Weg macht“ heißt es in unserer Pfarrvision. D.h.: Wir wollen auf ihn hören und dann versuchen das zu leben und zu verwirklichen, was er meint. Das heißt schließlich und endlich christlich leben. Aber das sagt sich so leicht. Wir haben gerade auf das gehört, was Jesus sagt und auf das, was er von uns erwartet. Tun wir das?

Einerseits ist Jesus in diesem Evangelium sehr großzügig wenn es um Menschen geht, die zwar nicht zu ihm gehören, keine so genannte „praktizierende Christen“ sind oder sein wollen, aber sich hier und dort trotzdem auf ihn berufen und in seinem Sinne handeln. Sie gehören nicht zu „uns“, zur Kirche, zur Pfarrgemeinde. Aber Jesus sagt: Sie sind dann nicht „gegen“ uns sondern für uns und wir sollten sie positiv schätzen, ja auch mit ihnen zusammenarbeiten, wo das möglich ist. Es ist noch keine 50 Jahre her, da war die allgemeine Meinung der katholischen Kirche: „Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil!“ Wer nicht dazugehörte, war eigentlich schon verdammt. Merkwürdig, dass man so lange die heutigen Worte von Jesus überhört hat. Das II. Vatikanische Konzil, weicht davon ab, indem es sagt: Wenn der Mensch nach bestem Wissen und Gewissen handelt, wird er das Heil erlangen. Aber auch heute müssen wir immer wieder daran erinnert werden: Als Pfarrgemeinde sollen wir offen sein, auch für die Menschen, die zwar nicht zu uns gehören, aber es gut meinen und auch Gutes tun. Wir sollen uns sogar über das Gute, das andere tun, so freuen, als hätten wir es selbst getan. Das ist die wahre Toleranz, die Jesus meint.

Heißt das nun, dass es egal ist, ob wir zu Jesus gehören oder nicht? Jesus spricht seine große Wertschätzung aus für die, die zu ihm gehören und Christen sein wollen. Alle die zu ihm gehören, sind ihm unendlich wichtig: Christ sein ist etwas Großes. Jesus sagt es so: „Wer euch nur einen Schluck Wasser zu trinken gibt, weil ihr zu Christus gehört – ich versichere euch, ein solcher Mensch wird ganz gewiss seinen Lohn erhalten!“ Und er sagt es auch negativ - und das klingt viel radikaler: Er redet über „diese Kleinen“ und meint damit nicht Kinder, sondern erwachsene Christen, vielleicht unbedeutende Menschen, zaghafte, ängstliche, super vorsichtige, die zwar an Jesus glauben, aber in ihrem Glauben leicht zu verwirren sind. Wer solche Christen von Jesus abbringt „der käme noch gut weg, wenn er mit einem Mühlstein um den Hals ins Meer geworfen würde.“

An Jesus glauben, diesen Glauben leben, ist nicht etwas, was wir so nebenbei „auch noch“ tun können. Ich bin nicht ein Mensch mit vielen Aufgaben und Beschäftigungen und daneben auch noch Christ. Und hier zeigt Jesus eine andere Seite von ihm: Nicht mehr der tolerante, sondern der kompromisslose. Das zeigt er sehr eindringlich durch seine forsche und kompromisslose Sprache. Er sagt: Wenn du in die Versuchung kommst, Böses zu tun ... mit deiner Hand, mit deinem Fuß, mit deinem Auge ... dann ist es besser, diese abzuhauen, statt körperlich unversehrt ins Verderben zu stürzen. Jesus will damit nicht sagen, dass wir uns zu Krüppeln verstümmeln sollen, sondern dass wir radikal und kompromisslos mit uns selbst ringen und gegen die bösen Neigungen in uns kämpfen sollen und ihnen nicht die kleinste Chance geben dürfen. Mit seinen drastischen Bildern will Jesus uns sagen, welche Anstrengungen wir unternehmen sollen, um uns vor Bösem zu bewahren.

Die Sache mit Gott und mit Jesus ist zu wichtig und zu alles bestimmend. Es geht hier um eine Sache auf Leben und Tod. Jesus will uns darauf hinweisen, wie ernst und notwendig Glaubensentscheidungen sind.

Wir wollen uns mit Jesus auf den Weg machen. Dieser Weg ist nicht immer leicht und verlangt unsere volle Aufmerksamkeit und Entschiedenheit. Sonst kommen wir leicht von diesem Weg ab.

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